Einmal wollte eine Frau unbedingt ihren Hund mitbringen

Interview mit Susanne Kroll
Kulturmanagerin

Du betreust die Besucher des Theatersommers. Egal ob am Telefon, in persönlichen Gesprächen, an der Kasse oder über den Online-Shop, du lernst die Zuschauer aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Was für Menschen besuchen den Theatersommer? Beschränkt sich das auf eine bestimmte Zielgruppe oder Gesellschaftsschicht?
Susanne Kroll: Nein, unsere Besucher sind sehr unterschiedlich. Der Theatersommer schafft, was viele erfolglos versuchen: volksnahes Theater auf professionellem Niveau anzubieten ohne zu elitär daherzukommen oder auf der anderen Seite in die Volkstheater-Schiene abzurutschen. Die Mischung aus Klassikern, Film-Adaptionen und Komödien trifft bei einem sehr breiten Publikum auf eine beachtliche Resonanz. Dadurch haben wir neben den typischen Theatergängern auch ganz viele Besucher, die sonst kaum ins Theater gehen, die aber die besondere Atmosphäre im Theatergarten genießen und sich so auch einmal ein Schiller-Stück ansehen. Auch das Altersspektrum ist enorm: von Schülern und Studenten über Mittvierziger-Damenrunden bis hin zu achtzigjährigen Ehepaaren ist alles dabei. Wir haben ein sehr großes Stammpublikum, welches jedes Jahr schon gespannt auf die Veröffentlichung der Inszenierungen wartet und manche kommen zu jedem Stück in den Theatergarten. Einen typischen Theatersommer-Besucher gibt es nicht, es verbindet sie eigentlich nur die Freude an einem schönen Theaterabend unter freiem Himmel und die Vorliebe für die modern interpretierten Inszenierungen.

Und beim Kinder- und Familientheater?
Susanne Kroll: Auch im Familientheater ist es recht gemischt, wobei es in der Natur der Sache liegt, dass vornehmlich Großeltern und Mütter das Nachmittagsprogramm der Kinder gestalten. Allerdings lässt sich in den letzten Jahren ein Anstieg des Erwachsenenanteils im Familientheater verzeichnen. Dies liegt einerseits daran, dass sich auch immer mehr Väter für die Familieninszenierungen des Theatersommers begeistern lassen, andererseits dass immer mehr Erwachsene ohne Kinder den Weg in die Familienstücke finden. Das mag an der Regiearbeit von Christiane Wolff liegen, die nicht nur auf Kinderlacher abzielt, sondern auch für Erwachsene einiges zum Schmunzeln bietet oder auch an der Spielfreude der Schauspieler, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.

Inwieweit wollen Theaterbesucher im Vorfeld beraten werden? Was sind die häufigsten Fragen, die gestellt werden?
Susanne Kroll: Generell haben wir ein sehr angenehmes Publikum. Die meisten vertrauen darauf, dass sie bei uns einen schönen Abend haben werden. Daher sind die häufigsten Fragen organisatorischer Natur: wann sind die Kassenzeiten, wie kommt man vorab an Karten, wo kann man etwas essen, wo parken etc. Heikler wird es bei unbeständigem Wetter: da steht natürlich die Frage „Was passiert, wenn es regnet?“ an oberster Stelle. Aber da bekommt man mit den Jahren eine ziemliche Gelassenheit, denn wie das Wetter tatsächlich wird, lässt sich nur selten verbindlich vorhersagen und ob abgesagt wird, entscheidet die Intendanz.

Gibt es auch kuriose oder lustige Fragen?
Susanne Kroll: Einmal wollte eine Frau unbedingt ihren Hund mitbringen und fragte, ob er auch ein Ticket benötigen würde. Seltsam fand ich die Frage, ob „das Open-Air-Theater etwa draußen“ sei…

Braucht man viel Geduld mit den Theatersommer-Besuchern?
Susanne Kroll: Eigentlich nicht. Nur bei schlechtem Wetter muss man die Nerven bewahren. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel – es gibt schon Menschen, die einem Löcher in den Bauch fragen. Das kann bei einem konstant läutenden Telefon und sekündlich eingehenden Emailanfragen zwar Stress verursachen, aber da gilt es „Zähne zusammenbeißen“ und freundlich bleiben.

Was hat sich hinter den Kulissen in den letzten Jahren verändert?
Susanne Kroll: Vieles, auch wenn das für die Besucher vielleicht nicht so spürbar ist. Seit meinem Anfang vor knapp zehn Jahren hat sich fast alles weiterentwickelt. Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Energie, mit der sich Peter Kratz und Christiane Wolff trotz des enormen Erfolgs der ständigen Verbesserung widmen. Wie auch bei ihrer Regiearbeit nehmen sie die organisatorischen Abläufe und die technischen Möglichkeiten immer wieder unter die Lupe und prüfen, ob sich etwas verbessern lässt. So sind wir von einer reinen Informationsseite im Internet zu einer Service-orientierten Internetseite mit eigens entwickeltem Online-Ticket-Shop gekommen, die wir selbst pflegen können. Wir haben das Vorverkaufssystem von nur telefonischer Reservierung zu einem kundenfreundlicheren Service mit Telefon-, Emailreservierung und Online-Vorverkauf weiterentwickelt und dadurch unsere Planungssicherheit deutlich verbessert. Seit zwei Jahren kann man bei uns an der Abendkasse nun auch mit EC-Cash bezahlen. Die Pressearbeit hat sich von einem aufwändigen Postversand hin zu Pressenewslettern und einem Downloadportal auf der Internetseite entwickelt, was dank des herausragenden Rufs des Theatersommers sehr gut funktioniert. Unsere Werbemittel sind klarer strukturiert und optisch moderner geworden, ohne den typischen Theatersommer-Look zu verlieren und wir konnten die Verbreitung ausbauen. Was auch typisch Theatersommer ist: Beständigkeit – so ist das Kernteam eigentlich seit zehn Jahren dasselbe und es gibt auch einige Schauspieler, die seit vielen Jahren jeden Sommer wieder bei uns spielen. Dadurch entsteht eine Art „Theatersommer-Familie“, die jährlich gemeinsam den Sommer im Theatergarten verbringt.

Du schaust Dir viele Aufführungen des Theatersommers an. Gibt es eine Lieblingsinszenierung?
Susanne Kroll: Das ist natürlich schwer bei mittlerweile so vielen Inszenierungen. Obwohl ich mich selbst eigentlich als Komödien-Muffel einschätze, hat es mir Peter Kratz‘ Inszenierung von „Harry & Sally“ angetan (dabei fand ich den Film fad). Ich mochte auch die Commedia dell’Arte „Diener zweier Herren“ und Molières „Der Geizige eingebildete Kranke“ und ich bin großer Fan von „Steppenwolf“, „Purple Rose of Cairo“ und „M wie Möwe“.

Und was ist für Dich das Besondere am Theatersommer?
Susanne Kroll:  Dass man sich immer auf die Qualität verlassen kann. Jede Inszenierung hat etwas Besonderes, die Schauspieler sind großartig, die Musik ist toll und die ganz besondere Atmosphäre in unserem Kleinod von Theatergarten ist einfach nicht zu überbieten.

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