2015 – Die Wand

nach dem gleichnamigen Roman von Marlen Haushofer
Aufführungsrechte: Ullstein Verlag
für den Theatersommer eingerichtet von Christiane Wolff

Eine epische und trotzdem stark atmosphärische Inszenierung

REGIE: Christiane Wolff
BÜHNE/KOSTÜM: Christiane Wolff 
MIT: Inga Kolbeinsson (2018/2019), Renate Winkler (2015)

KONZEPTION
Mit der Inszenierung von Marlen Haushofers Roman DIE WAND, stellte sich Christiane Wolff einer besonderen Herausforderung: erstmals entstand in ihrer Bearbeitung ein Monologstück, eine formale Variante, die aus gutem Grunde nie zuvor gewählt worden war. Denn im Gegensatz zum klassischen, geschützten Theaterraum steht eine Aufführung im Theatergarten in steter Konkurrenz mit der sie umgebenden, lebendigen und somit unkontrollierbaren Natur, muss sie sich in jedem Moment dem Wettstreit mit dieser um die Aufmerksamkeit des Publikums zu stellen. Ein Kampf, der doch, dank der geschickten inhaltlich-dramaturgischer Verknüpfung mit dem Ausgangsstoff, den Parallelen zum Einzelkämpfertum der namenlosen Protagonistin welche der rauen Berglandschaft täglich das eigene Überleben abzuringen hat, zu einer der großen Stärke des durchgängig ausverkauften, beinahe hypnotisch zu nennenden Abends lancierte.

Eine Frau ist mit Verwandten in die Berge gefahren. Während das Ehepaar hinunter ins Dorf geht, zieht sie es vor, in der Jagdhütte zu bleiben. Als ihre Gastgeber nicht zurückkehren, macht sie sich auf die Suche und stößt auf ihrem Weg an ein unsichtbares Hindernis. Jeder Versuch, dieses Etwas zu durchbrechen, scheitert. Komplett auf sich zurückgeworfen, stellt sich die Heldin dem Überlebenskampf in der Abgeschiedenheit der Natur und öffnet sich einem erstaunlichen Selbstfindungsprozess. Zu ihren Gefährten – dem Jagdhund Luchs, der Kuh, der Katze – entwickelt die Heldin eine tiefe, reine Liebe. Sie leidet aber auch unter der neuen Verantwortung. Das Annehmen des Daseinskampfes löst radikales Nachdenken aus und eröffnet ihr die Möglichkeit, den Sinn ihres Lebens neu zu empfinden. Sie überlässt sich allen Lebensgefühlen, von Verzweiflung und Angst bis zu hingebungsvoller Liebe; sie akzeptiert die harte Arbeit. „Etwas Neues wartete hinter den Dingen“: Eines Tages ist der Schnee der Schnee, die Sterne sind die Sterne, die Freude die Freude. Sie selbst aber ist sie selbst, verbunden mit allem zu einem großen Wir, ein Dasein im Frieden – nicht mehr und nicht weniger.

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PRESSESTIMMEN

Hohe Schauspielkunst 
Inga Kolbeinsson ist eine Schauspielerin, die schon in den Anfangsjahren des Theatersommers Akzente setzte, ist zurück im Theatergarten und sie prägt das Stück auf tolle Weise. 75 Minuten Konzentration fordert das diffizile Stück von einem Menschen, einer Frau, die plötzlich auf sich alleine gestellt, von einer unsichtbaren Wand von der Welt abgeschnitten auf einer Berghütte eine spannende Wandlung durchmacht. (…) Hier hat sich Inga Kolbeinsson sehr tief in die Gefühle eines solchen Menschen versetzt und schafft es auch, die Empfindungen und Gedanken, die Wandlungen von Werten und Wichtigkeiten, den Weg zu sich selbst, minuziös zu beschreiben. Das gelingt ihr weder mit großen Gesten noch mit großen Worten. Vielmehr setzt die Erzählung auf kleine Details, die Inszenierung analog dazu auf kleine Schritte und die großartige Inga Kolbeinsson auf sehr feine, kleine aber unglaublich wirksame Gesten und eine ebenso präzise Körpersprache. Hohe Schauspielkunst, die aus dem ohnehin schönen Stück ein wahres Kleinod macht. (…)

Ein packendes Abenteuer zwischen Einsamkeit, Leben und Verlusten. Ohne Sentimentalität, aber mit viel Einfühlungsvermögen wird dieser Prozess hier geschildert, dem sich diese Frau stellt, schließlich mit einer Stärke, die man ihr zu Beginn kaum zutraut, wenn sie in einer Art Rückblick mittels ihrer Aufzeichnungen den Tag schildert, als die Wand ihr den Weg in die Zivilisation abschnitt. Aber sie stürzt eben nicht ab – sie wird zwar einig mit den sie umgebenden Lebewesen, aber sie bleibt Mensch. Auch wenn dieses Leben in Abgeschiedenheit nicht fair ist, Verluste und endlich auch das Böse in Form eines Menschen bringt: Die Frau behält ihre neu entdeckte Stärke, behält das Gefühl der Verantwortlichkeit. Und die Schauspielerin behält ihre klare, wunderbar einfühlsame Linie mit ihren subtilen Mitteln. Muss man unbedingt gesehen haben.

ZUSCHAUERZAHLEN
2015: 795 Zuschauer / Rondell-Bühne / 8 Vorstellungen
2018: 585 Zuschauer / Rondell-Bühne / 7 Vorstellungen
2019: 442 Zuschauer / Rondell-Bühne / 4 Vorstellungen

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